Vorweg, und das ist mir wirklich wichtig zu schreiben, ich weiß, dass es in Zeiten der Pandemie für viele Familien unmöglich ist, neben Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung, ggf. auch noch mit Home Schooling, irgendetwas auf die Beine zu stellen. Diese Zeit fordert Eltern und Kindern so viel ab, dass die meisten am Abend froh sind, wenn es keine größeren Unfälle gab und der Haushalt wenigstens halbwegs geschafft ist. Langeweile ist wirklich das letzte, was aufkommt, weswegen sich zahlreiche Ideen und Tipps gegen ebendiese lesen, wie ein Schlag ins Gesicht derer, die überhaupt nicht wissen, wie sie alles unter einen Hut kriegen sollen, geschweige denn noch Programm für Kinder auf die Beine zu stellen. Ein Hoch auf Netflix und coole Kinderapps!
#zoozuhause
Heute möchte ich euch dennoch zeigen, wie wir vor wenigen Tagen trotz der Einschränkungen durch Corona einen „Tag im Zoo“. Wir sind in der glücklichen Lage, dass ich bei uns die Kapazitäten dazu habe, so etwas zu planen und vorbereiten. Aber vielleicht, ganz vielleicht, kupfert ihr etwas davon für euch und eure Kinder ab. So wie es eben für euch passt. An geeigneter Stelle sind Anmerkungen, wie die Idee gegebenenfalls mit weniger Aufwand in der Vorbereitung umsetzbar ist. Für den Tag selbst haben wir nahezu kein Geld ausgegeben, sondern Dinge genutzt, die wir dahaben. Mir ist klar, dass nicht allen die selben Materialien zur Verfügung stehen. Das meiste lässt sich auch anders gestalten.
Solltet ihr eure Umsetzung im Social Media teilen, nutzt gerne den #zoozuhause und/oder markiert mich bei Facebook, Instagram oder Twitter oder kommentiert hier!
(Der Beitrag ist sehr umfangreich, ganz unten findet ihr eine stichwortartige Zusammenfassung!)
Zoo zuhause – die Vorbereitungen
Damit es einem echten Zoobesuch nahekommt, habe ich am Vorabend ein wirklich ganz schlichtes Plakat (hier könnt ihr es runterladen) für den Eingang gestaltet. DIN A4 und schwarz auf weiß. Darauf stehen lediglich Preise und Öffnungszeiten. Wer mehr Lust hat, kann ein richtig großes Plakat mit Zootieren malen oder am PC gestalten und drucken (lassen).
An der Kasse saß mein Mann, mit einer Geldkassette, die wir seit Weihnachten 2016 haben. Hier täte es auch eine Dose mit Geld. Wir haben echtes Geld genutzt, unsere Kinder sind ja schon fast fünf und älter. Wer Spielgeld und eine eventuell auch noch eine Kinderkasse hat, kann diese nehmen.
Nach dem Bezahlen haben alle einen Stempel auf die Hand bekommen. Alternativ wäre es möglich gewesen, Tickets zu verteilen. Außerdem hat jedes Kind einen Flyer ausgehändigt bekommen. Hier war der Aufwand schon etwas größer. Ich habe mir vorab überlegt, welche Tiere wir besuchen und diese alle mit den Piktogrammen bei Word in der richtigen Reihenfolge eingefügt. Die Rückseite habe ich wie einen klassischen Flyer gestaltet: vorne der Name des Zoos, hinten Adresse, Anfahrtsskizze von openstreetmap. Und innen nochmal Öffnungszeiten und Preise.
Vielleicht habt ihr auch noch weitere Ideen oder Lust, das ganze größer aufzuziehen. Wie wäre es mit einer Zoogirlande*? So etwas gibt es sogar zu kaufen. Natürlich könntet ihr aus den Vorbereitungen auch einen Basteltag mit den Kindern machen. Das mindert dann zwar den Überraschungseffekt, aber womöglich macht euch das mehr Spaß
Den Zoobesuch planen
Damit es kein allzu großes Chaos während des Zoobesuchs gibt, solltet ihr vor dem Zoobesuch überlegen (und euch ggf. notieren oder an den jeweiligen Geräten die Links speichern), welche Tiere ihr euch anguckt. Welche sind für Kinder besonders interessant, gibt es Lieblingstiere der Kinder? Sucht euch hierzu die entsprechenden Links raus. Ursprünglich wollte ich nur die Webcams des Zoo San Diego nutzen. Um die Zeitverschiebung muss man sich hier keine Gedanken machen, denn es wird immer zwölf Stunden live gesendet und dann eine Wiederholung gezeigt. Die Kamera ist beweglich und sucht auch immer wieder nach den Tieren. Der Nachteil ist, dass die Cams keinen/kaum Ton übertragen. Das fanden die Kinder tatsächlich nicht so ansprechend. Bei den süßen Koalas, die zu unserem Glück gerade aktiv waren, hat es sie dennoch nicht gestört. Auf unserem Fernseher hatte ich keinen Zugriff auf die Seite und bin so auf eine weitere Möglichkeit gestoßen.
Der YouTube Kanal von Explore Live Nature Cams hat zahlreiche Livestreams diverser Wildtiere. Besonders beindruckt haben uns alle die Orcas. Sie lassen sich zwar nur ab und zu blicken, aber allein die Geräusche waren superspannend. Und wenn einer vor der Kamera entlang schwamm, waren die Kinder jedes Mal überwältigt von den Meeresriesen. Bei manchen Tieren bietet es sich an, statt Livestreams die Highlights anzugucken, denn so sieht man tatsächlich mehr. Das raubt zwar etwas die Illusion, dass man sich die Tiere gerade in Echtzeit anschaut, ist aber sicher besser als Frust und Langeweile, weil das Tier nicht da ist oder nur da liegt und schläft. Die Pinguine haben wir beim Zoo Kansas gesehen.
Je mehr Geräte mit ausreichend großem Bildschirm und Internetzugang (achtet auch darauf, wie viele Livestreams zur gleichen Zeit euer WLAN packt), sowie Räume euch zur Verfügung stehen, desto echter wirkt es nach einem Spaziergang durch den Zoo. Aber selbst mit nur einem Gerät in einem Raum ginge es. Nach einer Weile geht einfach einmal durch die Wohnung zum „nächsten Gehege“ und schaltet am Ursprungsort den Kanal um.
Packen für den Zoo zuhause
Wie bei einem echten Tag im Zoo muss Proviant mit! Nötig ist das nicht, da ihr ja ohnehin nur zuhause seid, aber so ist es etwas Besonderes. Sich einfach an den Tisch setzen und Essen aus der Küche holen passt nicht zu einem Zootag! Und Durst kriegen die Kinder natürlich auch beim Bestaunen der Tiere an den Gehegen.
Los geht’s zum Zoo zuhause
Wir zogen uns an, gingen aus dem Haus uuund wieder rein. Unsere Kasse befand sich auf dem Dachboden, wo mein Mann im HomeOffice sitzt. Die ausgehändigten Flyer waren wie bereits erwähnt noch recht farblos. Der Mann an der Kasse wies uns auf eine Kreativstation mitten im Zoo, die nicht zu übersehen sei, hin. Hierbei handelte es sich um unseren Esstisch im offenen Wohn-Koch-Ess-Raum. Dort lagen verschiedene Stifte auf einer Unterlage bereit. Die Idee war, dass Kinder, die sich eventuell bei einem Tier langweilen, sich dort beschäftigen können.
Denkbar wäre auch gewesen, dass die Kinder dort frei malen, wenn man den Flyer nicht machen kann oder möchte. Oder wie wäre es mit einer Knetstation zum Tiere kneten? Habt ihr vielleicht ein Tiermemory*, -puzzles* oder Kuscheltiere*? Duplo Zoo* oder Playmobil Tiere*? Holztiere*? … Es ist sicher nicht verkehrt, gerade mit mehreren Kindern, etwas zu haben, wenn das eine noch schauen möchte, das andere aber etwas desinteressiert ist.
Zoo Pausen
Um mir die Zeit einzuräumen, die Kanäle zu wechseln (bedenkt auch, dass bei YouTube vorab Werbung eingespielt wird) habe ich zwei Pausen eingeplant. Außerdem gehören diese zu einem richtigen Zoobesuch unbedingt dazu! Unsere erste Pause fand im Garten, dem Zoospielplatz, statt. Wer keinen Garten hat, kann entweder vorhandene Kletter- und Tobeelemente* im Haus nutzen oder ihr besucht einen Spielplatz in der Umgebung. Unser Zoo hatte dann noch einen kostenlosen Spielzeugverleih: Seifenblasen*, Springseile*, ein Wurfspiel*, Bälle* und Hula-Hoop-Reifen* (für mich). Manchmal sind Dinge, die sonst ungenutzt rumliegen plötzlich ganz spannend, wenn sie anders präsentiert werden!
Eine zweite Pause einige Zeit spätere fand dann im Zoorestaurant (bei uns wieder der Garten) statt. Wir haben zunächst unseren Proviant gegessen, doch dann noch ein Eis bestellt. Die Idee kam mir selbst tatsächlich recht spontan, sodass mein Mann dieses in der Mittagspause beim Kiosk holte und uns dann auf Zuruf, er war schließlich der Zoomitarbeiter, brachte. Witzig wären sicher auch Pommes gewesen und, um das Außer-Haus-Gefühl zu verstärken, diese in Pommesschalen mit Pommesgabeln* zu servieren. Oder bestellte Pizza zuschneiden und auf Zoo-Partyteller* legen. Was immer euch das Zoogefühl vermittelt – gerade diese Kleinigkeiten machen viel aus! Die beiden Pausenorte waren auch auf dem Flyer vermerkt, ebenso wie Toiletten.
Unser Fazit vom #zoozuhause
Man soll den Tag zwar nicht vor dem Abend loben, aber ich denke, hier ist es angebracht.“
M1 beim Eisessen über den #zoozuhause
Zwischendurch gab es kleine Probleme. Ein Gerät wollte gar nicht mehr reagieren. Glücklicherweise lief im Nebenzimmer noch ein interessanter Stream. Ich verkaufte die technischen Probleme als „notwendige Käfigreinigung“ und behob das Problem in der Zwischenzeit. (Meine Kinder waren sich dessen bewusst, dass das nicht stimmt, aber sie hatten durchgehend Freude daran, die Illusion mit aufrecht zu erhalten!). Die Löwin (mit den technischen Problemen) und Elefanten waren weniger interessant, daher habe ich dann spontan ein weiteres Tier hinzugefügt (Seelöwen, sehr laute Seelöwen) und den Kindern vorgeschlagen, zu malen – puh!
Die letzten zwei Livestreams waren bewusst welche, die gut nebenherlaufen konnten: Fische auf dem Fernseher im Wohnzimmer und Quallen auf dem Tablet in der Küche. Die Kinder spielten noch etwas draußen oder malten und guckten dabei den Wassertieren zu. Eine halbe Stunde vor Schluss kündigte ich die Zooschließung an, die Leihgeräte mussten abgegeben werden, das Restaurant schloss, um so kein plötzliches Ende zu setzen. Alles ein allem eine super runde Sache!
Die Kinder hatten einen wirklich unvergesslichen Tag. Einmal raus aus dem durch Corona bestimmten Alltag ohne Kindergarten, Schule und Freizeitaktivitäten wie Zoobesuche. Für mich war es etwas anstrengend, aber auch toll! Das schreit nach einer Wiederholung. Womöglich in den Osterferien. Zum Glück gibt es noch viele weitere Tiere, die wir uns angucken können.
#zoozuhasue in kurz und knapp
Vorbereitung und Planung
- Zoodekoration für die Illusion gestalten oder kaufen (z.B. Flyer, Plakat, Girlande)
- Kasse vorbereiten (Spielgeld oder echtes)
- Geräte (gleichzeitig) testen
- Links raussuchen und notieren oder speichern
- Kreativstation für Pannen oder Langeweile zwischendurch (z.B. Maltisch, Duplo Zoo o.ä)
Auf geht’s
- Proviant packen
- Als erstes an Kasse als offizieller Beginn
Zoobesuch
- Von einem Gehege / Gerät zum anderen gehen
- Am besten, mindesten zwei Streams gleichzeitig in verschiedenen Räumen, sodass Kinder je nach Interesse hin und her gehen können
Pausen einplanen
- Bewegungspause (z.B. auf Spielplatz in der Nähe, im Garten mit Verleih von Spielgeräten)
- Besuch des Zoorestaurants (Proviant essen und z.B. Eis bestellen, Pommes, Pizza)
Bei technischen Problemen
- „Käfig muss gereinigt werden“ „Die Tiere müssen gefüttert werden / medizinisch versorgt werden / brauchen Ruhe…“
Bei Langeweile
- Kreativstation
- Spontan Stream wechseln
Alles hat ein Ende
- Zooschließung ankündigen (Restaurant schließt, Geräte müssen zurückgegeben werden, …)
Danke für die tolle Idee! Uns fällt auch so langsam die Decke auf den Kopf…
Die Idee ist mega genial und wird notiert.
Das wäre bestimmt auch eine Idee für einen Kindergeburtstag bei schlechtem Wetter.
Liebe Grüße Friederike